Du sagst, Du kennst mich, durch und durch.
Du weißt es! Ob ich sitze oder stehe,
ob ich liege oder gehe, Du siehst mich!
So vertraut ist dir mein ganzes Leben.
Das, was ich sagen will, weißt du. Ich brauch garnicht zu reden.
Du sagst, du liebst mich, beschütz mich, umgibst mich, von allen Seiten.
Hast mich geschaffen, meinen Körper, meine Seele...
Mein Leben für mich ausgedacht und jeden einzelnen Tag davon willst du leiten...
Aber ich, ich frag dich, wer bist du denn eigentlich, ich kenn dich nicht.
Du sagst, natürlich kennst du mich, mach mal die Augen auf und schau.
Tausend Blüten hab ich dir geschenkt,
gelb, lila, rosa, blau.
Ja genau und die Stechmücken sind die auch von dir?
Echt jetzt? Nein, nur Gutes kommt von mir.
Am Anfang, da war alles noch makellos, doch du hast mir nicht vertraut.
Ach ich, nicht vertraut und dadurch Mist gebaut oder was?
Ich hab dir einen freien Willen gegeben, doch du wolltest eben, statt mir zu vertrauen,
die Erkenntnis von Gut und Böse anschauen.
Das Böse kanntest du vorher ja nicht.
So so, da fing also irgendwer, irgendwann mal mit dem Bösen an und ich muss heute damit leben?
Zugegeben, wenn du mir mein Leben und diese Welt geschenkt, dein Wort gehalten, dich nicht eingemischt,
jede Entscheidung meine eigne ist, dann seh ich schon, dass der Teufel vieles lenkt.
Warum läßt du mich überhaupt entscheiden, wenn du eh alles besser weißt als ich?
Du willst deinen freien Willen nicht? Ich wollte dich nicht zwingen mich zu lieben.
Dann möchtest du lieber eine Marionette sein? Ich zieh an den Fäden und du...
Nein Mann, nein!
Lass mich in Ruh, ich sagte doch ich kenn dich nicht,
und ich sagte dir, ich rufe dich, jeden Tag.
Aber ich, ich höre dich nicht!
Meine Stimme ist leise, ich dräng mich nicht auf.
Aha, dann bist Du wohl die Stimme im Bauch, oder die, wovon dieser Sänger singt:
"Hör auf die Stimme, hör was sie sagt, sie, war immer da..."
Vielleicht. Die, die mich kennen, die erkennen meine Stimme.
Siehst du und ich, ich kenn sie nicht!
Ich weiß, drum hab ich dir auch geschrieben, wer ich bin, wer du bist, vom Leben und Lieben und
welchen Sinn, was macht, steht alles hier drin,
die Bibel meine Worte.
Kenn ich, meine Oma hat so n Ding, hab reingeschaut, nichts gecheckt und gleich wieder weggesteckt!
Ja, wie die Gebrauchsanleitung für deinen Tv. Hattest du auch nicht gecheckt, weggesteckt, wieder
rausgeholt, als das Ding nicht ging und dann hast du sie studiert.
Ok, ok, ich habs kapiert, ich will ja, dich kennenlern, dir zuhörn, dich verstehe.
Das mit der Liebe, dem Vertrauen, mal sehen und du bist echt nicht sauer, krieg ichs nicht gleich hin?
Ich, ich werde dich weiter rufen, ich liebe dich für immer, mein Kind!
Alle Rechte: Gabriela Trapp, 2017